Yvonne Feri

 

 

Interview mit Yvonne Feri, Präsidentin der GL SP Frauen Schweiz,  Co-Präsidentin der Parlamentarischen Frauengruppe,
Nationalrätin Kanton Aargau.

Warum das sektion frauen socialiste
Können Sie uns  seinen Ursprung beschreiben ?

Die SP Frauen Schweiz haben eine lange, bewegte Geschichte. 1889 entstanden die ersten Arbeiterinnenverbände, die sich 1912 der SP Schweiz anschlossen. Nur fünf Jahre später – 1917 – wurden diese Arbeiterinnenverbände aufgelöst und die engagierten Frauen wurden Mitglieder der SP Schweiz, mit dem Recht sich in eigenen Strukturen zu organisieren. Das war die Geburtsstunde der SP Frauen und 1933 wurde das erste Sekretariat der SP Frauen eingerichtet. Seither sind die SP Frauen eine starke Stimme bei Themen der Gleichstellungspolitik : Sie waren beispielsweise massgebend bei der Einführung des Frauenstimmrechts beteiligt und haben der Fristenregelung zum Sieg verholfen. Bis heute gibt es in fast jedem Kanton engagierte Frauensektionen, die sich für die tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern einsetzen und innerhalb der Partei auch kritische Töne anschlagen. Das schätze ich sehr und gerade die Kritik an bestehenden Ordnungen finde ich für die Sozialdemokratie immens wichtig. Denn man kann es nicht verleugnen : Bis heute gibt es die sogenannten « roten Patriarchen » und bis heute ist unsere Partei von Männern dominiert, auch wenn wir im Vergleich zu anderen Parteien einen sehr hohen Frauenanteil haben. Ich finde es wichtig, dass sich Frauen in eigenen Gremien zu den Themen der Partei austauschen können. Als Präsidentin der SP Frauen versuche ich, die dazu notwenigen Rahmenbedingen zu schaffen.

 

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Warum  Frauen Wählen ?

«Frauen wählen» ist ein Projekt der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen EKF und der in ihr vertretenen schweizerischen Frauendachverbände. Das Projekt wurde anlässlich der Eidgenössischen Wahlen 2015 durchgeführt. Wir engagieren uns dafür, dass mehr Frauen an die Urne gehen und mehr Frauen ins Parlament gewählt werden. Frauen machen mehr als die Hälfte der Schweizer Bevölkerung aus – da ist es nur fair, wenn sie auch entsprechend in der Politik vertreten sind. Aktuell sind wir von einer solchen Gleichstellung noch weit entfernt : Im Nationalrat beispielsweise stehen 136 Männer 64 Frauen gegenüber.

 

 

 

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Was denken Sie an die  Lohnungleichheit ?
Wie zu reduzieren ?

Die Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern ist ein altes, aber immer noch brisantes Thema. Obschon der Grundsatz der Lohngleichheit für Frau und Mann ist in der Bundesverfassung und im Gleichstellungsgesetz verankert ist, erreichen wir hier nur zögerlich Fortschritte. Frauen verdienen durchschnittlich 20% weniger als Männer. Rund 40% dieser Differenz basieren auf diskriminierendem Verhalten. Jedes Jahr gibt es Studien dazu, wie hoch die Lohnungleichheit in den verschiedenen Branchen ist. Das nützt aber nichts, denn jedes Jahr gibt es Gegenstudien aus dem bürgerlichen Lager, die versuchen zu begründen, dass Frauen selbst schuld sind, wenn sie weniger verdienen. Aus meiner Sicht muss deshalb der Staat für Kontrollen sorgen ; anders geht es nicht. Wer welchen Lohn erhält, hat eben nicht nur mit Leistung und Kompetenz zu tun, sondern auch mit Einstellungen und Werten. Anders gesagt : Wenn wir Lohngleichheit wollen, müssen wir dafür sorgen, dass Frauen auch gesellschaftlich als gleichwertig anerkannt werden.

 

Geben Sie  einige Beispiele Machoverhalten   während Ihrer Karriere gesehen

Als Politikerin wird man immer wieder auf Oberflächlichkeiten reduziert. Statt darüber zu diskutieren, welche politischen Argumente ich bei einem Podium gebracht habe, befassen sich Medienschaffende lieber mit meinem Outfit und meiner Frisur. Das ist ein alter Hut und jede Poltikerin, die ich kenne, hat das schon erlebt. Als Frau in der Politik wird man auch viel öfter nach den Kindern gefragt : Wie vereinen sie ihren Beruf mit ihrer Familie etc. Ich bin mir sicher, dass Männer solche Fragen fast nie beantworten müssen.
Am schlimmsten fand ich aber die Aktion mit meiner Tochter : Ein Aussage von mir zum Outfit meiner Tochter wurde medial zur Mutter-Tochter-Tragödie aufgespielt und mir wurde unterstellt, dass ich das sexy Outfit meiner Tochter verurteile. Meine Tochter wurde als sexy Vamp, ich als frigide Feministin dargestellt.
Diesen Eingriff in meine Privatsphäre und die stereotype Darstellung von mir und meiner Tochter haben mich verletzt und schockiert –
einmal mehr wurde mir klar : Wäre ich ein Mann, wäre mir das nicht passiert.
Da wurden ganz bewusst reaktionäre Frauenbilder rezitiert.

 

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Welchen Rat haben Sie für eine werdende Politikerin ?

Durchhalten ! Gerade der Einstieg in die Politik ist oft schwer. Man ist mit den Dossiers noch nicht vertraut, kennt d ie Gepflogenheiten auf dem politischen Parkett noch nicht und lässt sich leicht von dominant auftretenden Politikern einschüchtern. Männer haben ja oft einen sehr forschen politischen Stil und trauen sich mehr zu als Frauen – da muss man seinen Weg erst finden.
Es ist aber wichtig, dass auch wir Frauen unseren Platz in der Politik einnehmen und verteidigen.
Auch wenn wir vielleicht einen anderen, kollegialeren und zurückhaltenderen Stil pflegen.
Simonetta Sommaruga ist ein gutes Beispiel dafür, dass man es auch mit einem solchen Stil weit bringen kann.

 

Warum  Frauen zu wählen schwer in Schweiz ist ?

Das hängt mit vielen Faktoren zusammen :
Zum einen sind Frauen auf Wahllisten immer noch oft untervertreten. Hier braucht es Geschlechterquoten, um für Fairness zu sorgen.
Zum anderen gibt es in der Schweiz sehr starke Männernetzwerke, die auch bei Wahlen zum Einsatz kommen.
Bei Frauen hingegen fehlen diese oft. Auch fehlt oft der weibliche Nachwuchs. Die Parteien müssen hier ihre Verantwortung wahrnehmen und in die Förderung von Frauen investieren, denn es lohnt sich.

Frauen trauen sich oft auch weniger zu als Männer. Gestandene Poltikerinnen müssen deshalb Jungpolitikerinnen unterstützen.

Yvonne Feri für Schaffter Coralie Swiss Women Politics

 

 

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